„Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie.” – Victor Frankl –

Was Victor Frankl (österreichischer Arzt & Psychiater sowie KZ-Über- lebender) in dem Zitat meint, heißt vereinfacht, dass man einen Sinn im Leben braucht, um es gut meistern zu können.

In unserem Leben gibt es zur Zeit viel Unsicherheit. Auch die Corona- Pandemie hat uns unmittelbar klar gemacht, wie schnell das gewohnte Leben aus den Fugen geraten kann, wie fragil unsere Sicherheiten  sind. Die gesellschaftliche Stimmung ist gereizt, viele fühlen sich ohne Orientierung und vermissen Ideen und Zuversicht für eine positive Zukunft. Doch gleichzeitig ist es auch die Pandemie, die uns zeigt, dass eine Krise nicht nur eine Herausforderung ist, sondern immer auch   eine große Chance zur Veränderung, zur Neuausrichtung.

Was man dazu braucht? Zuversicht!

Im allgemeinen Sprachgebrauch wird die Zuversicht üblicherweise mit dem Optimismus gleichgesetzt, mit Hoffnung und positivem Denken. Dabei meint Zuversicht eigentlich etwas ganz anderes.

Während Optimisten die Welt gern durch die rosarote Brille sehen und hoffnungsvoll davon ausgehen, dass am Ende irgendwie alles gut wird, gehört zur Zuversicht auch das Wissen um Hindernisse und Schwierig- keiten und die nüchterne Erkenntnis, dass Dinge eben manchmal nicht gut ausgehen. Sich dennoch nicht entmutigen zu lassen und die Energie zur positiven Gestaltung aufzubringen – das ist die wahre Kunst der Zuversicht.

Eines der größten Hindernisse auf dem Weg zu einer zuversichtlichen Einstellung ist das sogenannte “Negativbias”: Eine Verzerrung unserer Wahrnehmung, die darauf beruht, dass unser Gehirn auf negative Nachrichten stets stärker anspringt als auf positive, dass wir Gefahren und Bedrohungen stets größere Aufmerksamkeit schenken als positiven Entwicklungen. Da dies unbewusst geschieht, ist es wichtig, diesem Negativitätsdrang bewusst entgegenzuwirken.

Wenn wir mit Schwierigkeiten oder Problemen konfrontiert sind, ist die innere Haltung entscheidend. Wir sind nicht Sklaven der Umstände, sondern haben immer die freie Wahl, eine innere Freiheit, wie wir mit der Situation umgehen.

Positives Denken – wie mächtig ist die Hoffnung?

Es kommt also nicht darauf an, welche Optionen man hat, sondern darauf, dass man einen Sinn findet. So ist es möglich, Zufriedenheit zu entkoppeln von völliger Gesundheit oder dem völligen Gelingen des Lebens. Ihrem Wesen nach ist die Hoffnung nicht auf ein bestimmtes Ziel gerichtet, sie ist ein Offensein für das, was kommen wird und ein Vertrauen darauf, es bewältigen zu können.

Zuversicht heißt deshalb auch, der Zukunft mit einem gewissen Vertrauensvorschuss zu begegnen – einer inneren Haltung von Offenheit, dass Dinge möglich werden, die man sich jetzt noch nicht vorstellen kann.

Ich teile die Meinung des heutigen Leiters des Victor Frankl Instituts in Wien, dem Psychologen Alexander Batthyány. Er plädiert dafür, die Frage nach dem Lebenssinn nicht allzu sehr zu überhöhen und nicht zu meinen, man müsse mit seinem Beitrag gleich die ganze Welt retten.

Gerade dann läuft man nämlich in Gefahr, die vielen kleinen Sinnmöglichkeiten des Alltags zu übersehen: ein freundliches Wort, eine Danksagung, ein unerwartetes Geschenk, sogar einfach ein Lächeln, das Wohlwollen ausdrückt. All das sind kleine Sinnmöglichkeiten, die einen Beitrag zum großen Ganzen leisten – die Welt zu einem besseren, zuversichtlicheren Ort zu machen.

Bei der Erfahrung von Sinn geht es nicht ums Ankommen, sondern um die stimmige Bewegungsrichtung.

Eine der wichtigsten Quellen der Zuversicht – da stimmen die meisten Forschungen überein – ist die Erfahrung von Sinnhaftigkeit: Wer sein Tun als sinn- und wertvoll erlebt, kann mit Schwierigkeiten besser umgehen und Krisen leichter bewältigen.

Ich freue mich darauf, Sie in Ihrer eigenen stimmigen Bewegung begleiten zu dürfen.

 

 

  • Dieser Artikel ist inspiriert durch das gleichnamige Modul der ZEIT AKADEMIE von Ulrich Schnabel